Ein österreichweites Team aus Künstler:innen und Wissenschaftler:innen – dem Musiker Clemens Wenger, der bildenden Künstlerin Enar de Dios Rodríguez sowie den experimentellen Physikern und theoretischen Informatikern Martin Ringbauer (Universität Innsbruck), johannes Kofler, Richard Küng, Alexander Ploier (Universität Linz), Benjamin Orthner und Philipp Haslinger (TU Wien) – hatte sich zum Ziel gesetzt, das quantenmechanische Phänomen der Verschränkung hörbar zu machen. Mithilfe eines Lasers wurden im Linzer Dom verschränkte Paare von Lichtteilchen, sogenannte Photonen, erzeugt. Verschränkte Teilchen verlieren ihre individuellen Eigenschaften, stehen dafür aber in ganz besonders starker Beziehung zueinander, egal wie weit sie voneinander entfernt sind. Sie sind stärker aneinandergekoppelt, als es für zwei klassische Systeme möglich ist. Für Experimente, die dieses Verhalten nachgewiesen haben, erhielt Anton Zeilinger 2022 den Nobelpreis für Physik.
Im Linzer Mariendom übernahmen die verschränkten Photonen-Paare die Rolle des Dirigenten: Von jedem Paar wurde das Messresultat des einen Photons zur Seitenorgel gesendet und das Resultat des Partnerphotons zur Hauptorgel. An diesen Orgeln saßen die beiden Organisten Wolfgang Kreuzhuber und Gerhard Raab, die anhand ihrer empfangenen Messdaten gleichzeitig und live Anton Bruckners Werk “Perger Präludium” variierten. So entstand für das Publikum im verschränkten Schall der beiden Kirchenorgeln ein einzigartiges Musikerlebnis, das es so noch nicht gegeben hat. Kein menschlicher Dirigent oder klassischer Computer könnte solche Musik instruieren – das kann nur die sonderbare Physik der Quantenteilchen.
Untermalt durch visuelle Effekte, entstand eine sinnliche Symbiose aus Musik, bildender Kunst und moderner Forschung – ganz treu dem Motto “Tradition, Innovation und Avantgarde” des diesjährigen Ars Electronica Festivals. “BruQner” war ein Eröffnungsevent des Festivals und wurde im Rahmen der “OÖ KulturEXPO Anton Bruckner 2024” veranstaltet. Die Premiere fand am 4. September 2024 mit einem englischen Einführungsvortrag statt. Am 6. September gab es eine zweite Vorstellung mit deutschsprachiger Einführung.