This is a cache of https://www.uibk.ac.at/de/uniorchester/chronik/gruendung/. It is a snapshot of the page at 2024-11-25T00:54:04.079+0100.
Gründung bis 1969 – Universität Innsbruck

Gründung – 1969

Siljarosa Schletterer

Die Geschichte des Universitätsorchesters in Innsbruck muss eigentlich öfters erzählt werden und wurde auch schon ganz verschieden erzählt. Wann die Gründung des Universitätsorchesters stattfand, hängt nämlich ganz davon ab, von welchem Narrativ man ausgeht. Das Orchester wurde sozusagen mehr als einmal „neu“ gegründet: So gibt es mindestens drei Gründungsgeschichten. Die Erste geht davon aus, dass Erwähnungen des Universitätsorchesters seit der Gründungszeit der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck zu finden wären.1 Die Zweite hängt mit der Gründung des Instituts für Musikwissenschaft und Rudolf von Ficker zusammen und datiert die Gründung auf das Jahr 1920. Das nächste mögliche Gründungsjahr bezieht sich auf die nationalsozialistische Neugründung 1940 durch Wilhelm Ehmann. Unabhängig vom Gründungsjahr kann man davon ausgehen, dass das Universitätsorchester in Innsbruck zu den Ältesten in Österreich gehört.[1] So zahlreich die Ansätze zur Gründungsgeschichte sind, so vielfältig waren auch die Bezeichnungen des Orchesters. Vom Collegium musicum über die Akademische Musikgesellschaft zur schlussendlichen Namensgebung „Universitätsorchester Innsbruck“ war es ein weiter Weg. Ein Weg, der im Folgenden skizziert werden soll. Gegliedert wird dieser Beitrag in fünf Erzählstränge. Die jeweiligen Zeitabschnitte wurden von unterschiedlichen Dirigenten geprägt wurden.

[1] Die meisten Universitätsorchester in Österreich wurden erst in den 1990er Jahren gegründet. Vgl. European Network of University Orchestras: Austria https://enuo.eu/member-orchestras/austria/ (zuletzt abgerufen am 30.03.2020)

Der immerwährend frohgelaunte, pfeifende und musizierende Studierende kann wohl als romantisierendes Bild abgetan werden. Auch die allgemeine Tendenz, das Universitätsorchester möglichst genuin in die Universitätsgeschichte zu verankern[1], sollte kritisch beäugt werden. Das Universitätsorchester mit seinen institutionellen Anbindung und Repräsentationsaufgaben ist eine Erfindung des späten zwanzigsten Jahrhunderts. Trotzdem spielte im Umfeld der Universität Musik eine wichtige Rolle. So gehörte es zum wortwörtlich guten Ton, musizieren zu können. Hier sind die Jesuitenspiele, die früh etablierte Ballkultur, die akademischen Vereine und die sich etablierende bürgerliche Musikkultur zu nennen. Die Alma Mater in Innsbruck wurde ja von Jesuiten aufgebaut. Für diesen Orden war musikalische Tätigkeit ein Fixpunkt in der Ausbildung. So gab es in ihren pädagogischen Einrichtungen Schulaufführungen, sogenannte Jesuitenspiele. Die höheren Schüler – fast immer Studenten – hatten dabei meist besondere Rollen.[2] Auch etablierte sich in Innsbruck schon recht früh im akademischen Umfeld eine Ballkultur: Im Jahre 1676, sieben Jahre nach ihrer Gründung erhielt die Universität den ersten akademischen Tanzmeister.[3] Einen akademischen Namen trugen beziehungsweise tragen darüber hinaus auch zwei musikalische Vereine. Zum einen gab es die Akademische Musikgesellschaft. Aus diesem Orchester entstand das spätere Musikvereinsorchester und daraus wiederum das Symphonieorchester der Stadt Innsbruck. Die Akademische Musikgesellschaft ging auf die Initiative des Benediktinerpaters Martin Goller zurück, der in Innsbruck ab 1812 als Musiklehrer wirkte. Sie wurde 1816 unter der Leitung von Franz Craffanora gegründet.[4] Ihre ersten Aufgaben bestanden nur darin, den akademischen Gottesdienst in der Jesuitenkirche zu gestalten. Obwohl die Mitglieder Studierende und Schüler waren, hatte die Akademische Musikgesellschaft nie eine institutionelle Anbindung an die Universität und kann als Abbild der bürgerlichen Musikkultur angesehen werden. Eine universitäre Institution ist hingegen seit 1927 der Akademische Gesangsverein, der später in „Universitätssängerschaft „Skalden““ umbenannt wurde.1928 war er sogar das „einzige musikalische ausübende Organ der Universität“[5] Die Mitglieder kamen und kommen aus der Studentenschaft bzw. sind Teil einer Studentischen Verbindung. Zwischen dem Akademischen Gesangsverein und der Akademischen Musikgesellschaft bestanden auch personelle Beziehungen. In beiden Vereinen spielte Josef Pembauer eine tragende Rolle. Zudem fanden gemeinsame Konzerte statt.

[1] D.P: 15 Jahre Collegium Musicum, Volksblatt, 1955, Nr. 147, S. 5–6

[2] Vgl. Ellen Hastaba: „Jesuitenspiele“ in Innsbruck (1562–1773), in:  Musikgeschichte Tirols. Band II, hg. von Kurt Drexel und Monika Fink, Innsbruck 2004, S. 386

[3] Vgl. „Tanzkultur und Tanzunterricht in Tirol“, in: Musikgeschichte Tirols. Band II, hg. von Kurt Drexel und Monika Fink, Innsbruck 2004, S. 767–778

„Der akademische Tanzmeister unter besonderer Berücksichtigung seiner Tätigkeit an der Universität Innsbruck“, in: Tiroler Heimat. Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde, hg. von Josef Riedmann, Innsbruck 1994, S. 99–106

[4] Wolfgang Steiner: Die Gründung des Musikvereins, in: 175 Jahre Musikverein, Musikschule, Konservatorium in Innsbruck, Innsbruck 1993, S.13 ff.

[5] Gs: „Franz-Schubert-Festabend der Universität Innsbruck und der Universitätssängerschaft ‚Skalden‘“, in: Innsbrucker Nachrichten, O.J., Nr. 142, S. 6

Rudolf von Ficker, einer der bedeutendsten Musikwissenschaftler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, kann als Gründungsvater des Universitätsorchesters Innsbruck, das damals Collegium musicum hieß, angesehen werden. Die Bezeichnung „Collegium musicum“ stammt aus dem Humanismus und wurde im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum wiederentdeckt. Der renommierte Musikwissenschaftler und Lehrer von Rudolf von Ficker, Guido Adler[1], war in Wien prägend an dieser Wiederbelebung in Österreich beteiligt. Unter einem Collegium musicum versteht man einen eher kleinen privaten bis semi-privaten Dilettanten-Musikzirkel, gebildet aus Mitgliedern und Studierenden der Universität.[2] Die Geschichte des Collegium musicum Innsbruck ist dabei – wie schon erwähnt –eng mit der wechselvollen Geschichte des Innsbrucker Instituts für Musikwissenschaft erbunden. Als zweitältestes Institut nach Wien wurde es im Wintersemester 1925/1926 gegründet. Der Grundstein für das Institut wie auch das Collegium musicum wurde von Rudolf von Ficker bereits 1920 gelegt. Ficker reichte nämlich am 11. Mai 1920 mit seiner Habilitationsschrift auch gleichzeitig ein Gesuch um Zulassung als Privatdozent für Musikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck ein, welche er am 5. August erhielt.[3] Man geht davon aus, dass dies parallel mit der Gründung des Collegium verlief, da Ficker als Ideal eine Verbindung von theoretischer Wissenschaft und lebendiger Musikpflege anstrebte. [4] Seit dem Wintersemester 1921/1922 wurde das Collegium dann auch als Lehrveranstaltung angeboten.[5] Im damaligen Vorlesungsverzeichnis wird es mit drei Wochenstunden erwähnt.[6] Da noch keine Räumlichkeiten zur Verfügung standen, wurde die Universitätsbibliothek für die Lehrveranstaltungen genutzt. Dass die Proben des Collegium ebenfalls dort stattfanden, ist anzunehmen. Die Aufgaben des Collegium musicum lagen vor allem in der Umrahmung von universitären Vorträgen und Feiern und dem klingbaren Erfassen der im Unterricht durchgenommenen Musikwerke. Zusätzlich ist am 12.Mai 1925 in der Aula der Universität ein Konzert, eine Bach-Aufführung, nachweisbar.[7] Alle verwendeten Unterlagen, sowohl Bücher als auch Notenmaterial, stammten aus Privatbesitz Rudolf von Fickers. Guido Adler half zusätzlich mit einer großzügigen Bücher- und Notenspende. Beide Bestände befinden sich nun im Besitz der Musikbibliothek im Haus der Musik befindet. Über die Vermittlung von Fickers erhielt das Collegium auch wertvolle Instrumentengeschenke aus Stuttgart: einen Konzertflügel und ein Clavichord von der Firma Carl Anton Pfeiffer und von der Firma Eugen Gärtner mehrere nachgebaute oder historische Instrumente. Darunter sticht besonders eine Viola d’amore des Füssener Instrumentenbauers Raffael Möst aus dem Jahr 1643 hervor.[8] Es scheint so, dass mit Fickers Fortgang nach Wien 1927 die Tätigkeiten des Collegium vorerst beendet waren. Unter Fickers Nachfolger Wilhelm Fischer wurden die Bemühungen um das Collegium nicht weitergeführt, zumindest gibt es nach dem jetzigen Stand der Forschung keine Hinweise dafür. Das Collegium musicum scheint von 1927 bis 1940 nicht mehr im Vorlesungsverzeichnis auf.[9]

[1] Guido Adler (1855-1941) zählt zu den Gründervätern der österreichischen Musikwissenschaft als universitärer Disziplin. Er prägte das Fach sehr stark. Auf ihn geht die Einteilung der Musikwissenschaft in einen historischen und einen systematischen Zweig zurück. Zu seinen Schülern zählten sowohl später bekannte Komponisten (A. Webern, E. Wellesz, K. Weigl) als auch namhafte Musikwissenschaftler (W. Fischer, K. Geiringer, R. v. Ficker, E. Kurth, Knud Jeppesen). Vgl: Barbara Boisits, Art. „Adler, Guido‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, Zugriff: 2.5.2020 (https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_A/Adler_Guido.xml)

[2] Elisabeth Hilscher: Collegium musicum, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_C/Collegium_musicum.xml (zuletzt abgerufen am 30.03.2020)

[3]  Universitätsarchiv Innsbruck, Habilitationsakt Rudolf von Ficker, 1920-543, zit. nach: Kurt Drexel:  Rudolf von Ficker. Der Beginn einer Karriere, in: lukas Christensen u.a. (Hg.): Rudolf von Ficker (1886–1954) – Tagungsband zum Symposium anlässlich seines 125. Geburtstages und des 85-jährigen Bestehens des Innsbrucker Institutes für Musikwissenschaft, Innsbruck 2012, S. 13

[4] Ebd., S. 15

[5] Ebd.

[6] Kirstin Ludwig: Die Lehrkanzel für Musikwissenschaft an der philosophischen Fakultät Innsbruck und ihre Träger (1920–1963) – Hausarbeit für die Lehramtsprüfung aus Geschichte im Mai 1964, Innsbruck 1964, S. 74

[7] Ebd.

[8] Das Instrument gilt als das älteste erhaltene Instrument und befindet sich derzeit im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Kurt Drexel: Rudolf von Ficker. Der Beginn einer Karriere, in: lukas Christensen u.a. (Hg.): Rudolf von Ficker (1886–1954) – Tagungsband zum Symposium anlässlich seines 125. Geburtstages und des 85-jährigen Bestehens des Innsbrucker Institutes für Musikwissenschaft, Innsbruck 2012, S. 15–16

[9] Kirstin Ludwig: Die Lehrkanzel für Musikwissenschaft an der philosophischen Fakultät Innsbruck und ihre Träger (1920–1963) – Hausarbeit für die Lehramtsprüfung aus Geschichte im Mai 1964, Innsbruck 1964, S.74

1938 gab es – wie allgemein bekannt ist – große Umbrüche, die natürlich auch an der Universität, dem Institut und dem Orchester nicht spurlos vorbeigingen. Es war viel mehr eine Zeit, die Spuren hinterließ – bis heute. Auf fast schon zynische Art war diese Zeit nicht nur die finanziell lukrativste, sondern ist bis heute die wissenschaftlich am intensivsten erforschte Periode des Collegium musicum. Nachdem der vormalige Vorstand des Instituts Wilhelm Fischer wegen „rassischen“ Gründen am 31.04.1938[1] entlassen worden war, stand der Lehrstuhl der Musikwissenschaft leer, bis am 15.04.1940 Wilhelm Ehmann an die Universität geholt wurde. Schon das Besetzungsverfahren lässt Fragen offen. Rektor Steinacker, Dekan Philippi, Gauleiter Hofer und der Innsbrucker Oberbürgermeister Egon Denz intervenierten für ihn, obwohl er rein fachlich nicht hervorstach: „Er überragt vielleicht die anderen beiden [Bewerber, Anm. d. H.] wissenschaftlich nicht […,] so ist er doch für unsere Innsbrucker Verhältnisse der weitaus geeignetste“, so Philippi in einem Schreiben vom 19.07.1939 an den Rektor. Für Ehmann hat vermutlich seine „stete politische Einsatzbereitschaft“ und „erfolgreiche Leitung der gesamten Musik der Freiburger SA“ gesprochen, die ihm im Gutachten von Josef Müller-Blattau, bekannt für seine nazistischen und rassischen Musikforschungen, attestiert wurde. Dies war für den „Ausbau der Fakultät zu einer wirklich nationalsozialistischen Geistes- und Willensgemeinschaft“, wie Rektor Harold Steinacker in einem Schreiben 1939 äußerte, von großer Wichtigkeit.[2] Der neu zu besetzende Lehrstuhl für Musikwissenschaft wurde in die NS-Propaganda eingegliedert. Für Gauleiter Hofer, der in kulturellen Angelegenheiten ungern etwas aus der Hand gab, war dies ein persönliches Anliegen.[3] Ehmanns Theorien zur NS-Musikanschauung waren fortan nicht nur in seinen musikwissenschaftlichen Arbeiten, Büchern und Aufsätzen, sondern auch im Lehrangebot des Musikwissenschaftlichen Instituts zu finden: Lehre und Wissenschaft waren nicht mehr die einzigen Anliegen.

Im Zuge der Umstrukturierungen und Nazifizierungen gab es auch für das Collegium weitreichende Änderungen. Es wurde im Juni 1940 unter Wilhelm Ehmann und seinem Assistenten Julius Alf neu gegründet. Vorbild war das Collegium musicum der Albertus-Universität in Königsberg, das 1923 von Josef Müller-Blattau aufgebaut und ab 1935 von Hans Engel weitergeführt wurde. Auch an den meisten anderen Universitäten im Deutschen Reich wurden Musikgruppen nach diesem Muster aufgebaut. Das Ensemble in Innsbruck war weiterhin oder wieder am Musikwissenschaftlichen Institut angesiedelt, dennoch kamen die Musizierenden von verschiedensten Studienfächern, wie zum Beispiel der Medizin.[4] Der Anteil der Musikwissenschaftsstudierenden hielt sich dabei die Waage mit jenen von anderen Fakultäten. Gelegentlich wurden auch Nichtstudierende hinzugezogen. Die Anzahl der Mitwirkenden in den Jahren 1940 bis 1943 schwankte etwa zwischen 15 und 30.[5] Eine Frauenquote hätte das Collegium damals sicher nicht gebraucht: der Frauenanteil lag nämlich meist bei über 60 Prozent.[6] Die Finanzierung erfolgte zur Gänze aus Institutsmitteln.[7] Im Repertoire fand deutsche Musik vom 14. bis zum 18. Jahrhundert einen neuen hohen Stellenwert. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Musik zu Zeiten Maximilians gelegt, um zu zeigen, dass der „heimische Boden […] damals Träger der ersten großen deutschen Musikkultur [war…]. Mit ihrer Erweckung wird ehrwürdiger eigener Kulturgrund sichtbar, der in künstlerischer und volkserzieherischer Hinsicht für uns wieder große Bedeutung gewinnt“[8], wie Ehrentraud Straffner in ihrer Konzertbesprechung 1943 schrieb. Kanonisierte Werke wurde dahingehend auch bewusst volksnah und volkstümlich präsentiert: „Die Studenten haben es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, diese großen Gestalten der deutschen Musikgeschichte hier von ihrer volkstümlichen Seite zu zeigen. So werden u.a. Werke zu Gehör kommen, die wenig bekannt sind […].“[9] Es ist zu beobachten, dass in dieser Zeit betont wurde, dass das Collegium eine genuin „uralte Einrichtung“[10] sei, zum anderen wurde ein Geschichtsbild gestärkt, das die eigentliche Gründung 1920 ausspart und nur die Neugründung 1940 feiert.

Im Allgemeinen erhielt das Ensemble eine neue politische Repräsentationsrolle. Es trug fortan nationalsozialistisches Gedankengut mit. Das Collegium musicum diente nicht mehr nur der reinen „Übungsveranstaltung“[11]. Es wurde zum Experimentierfeld für Ehmanns Ansätze zur nationalsozialistischen Feiergestaltung. So gehörten zu den neuen Einsatzgebieten des Collegium musicum neben Studienabenden auch Singen mit Kameradschaften oder Mutterehrungen.[12] Dieser politisch-erzieherische Anspruch spiegelt sich auch in den Konzertkritiken der Zeit. Dort ist die Rede von musikpolitischer Schulung[13], pädagogischen Zwecken[14] und menschlichen Formungsaufgaben[15]: „Die Möglichkeit der Gemeinschaftserziehung durch das Selbstmusizieren stellt den Studentenkreis mitten in das Anliegen unserer neuen Jugend.“[16] Die neuen politischen Aufgaben des Collegium musicum erhielten 1942 eine neue Steigerung. Wilhelm Ehmann, der inzwischen zum Oberkommando der Marine nach Berlin eingezogen worden war, vermittelte dem Collegium mehrere Wehrbetreuungsfahrten zu Fronttruppenteilen in Frankreich, Holland, Dänemark und Norddeutschland. Diese Fahrten dauerten jeweils mehrere Wochen und fanden in den Ferien statt. Sie wurden vom OKM (Oberkommando der Wehrmacht) und dem nationalsozialistischen KDF (Kraft durch Freude) finanziert.[17] Wilhelm Ehmann setzte auf größtmögliche Flexibilität beim Vortrag, um auf diese Weise „Fehlschläge“ zu vermeiden: „So kann sich ein Collegium Musicum bei einem Fronteinsatz nicht damit begnügen, ein möglichst gut ausgearbeitetes Programm immer wieder ablaufen zu lassen – ein Fronteinsatz ist keine Konzertreise –, sondern es muss versucht werden, mit einem bestimmten musikalischen Rüstzeug ausgestattet, sich jeweils in die Besonderheit einer angetroffenen Lage hineinzufinden […].“[18] Etwa ab dem dritten und vierten Kriegsjahr wurde die Arbeit des Collegium musicum als „kriegswichtig“ angesehen. Die vom Collegium musicum gespielte „Durchhaltemusik“ war sowohl bei den sogenannten „Fronteinsätzen“ der Betreuungsfahrten als auch für die Aufrechterhaltung der „Moral“ in der Bevölkerung von Bedeutung. Diese Dienste wurden auch entsprechend entlohnt. Über die genauen Summen ist wenig bekannt. Aber es ist anzunehmen, dass diese recht erheblich waren. So erhielten alle Teilnehmenden neben freier Fahrt auch Unterkunft und Verpflegung. Wie hoch das verdiente zusätzliche „Taschengeld“ war, variiert in den Angaben von nicht existent[19] zu „recht reichlich“[20]. Mit den überschüssigen Geldern wurden für das Collegium musicum ein Kontrabass, eine Schreibmaschine und zahlreiches Notenmaterial gekauft. Aus derselben Geldquelle konnte die wissenschaftliche Bibliothek des Institutes für Musikwissenschaft erheblich mit Buch- und Schallplattenankäufen erweitert werden. Auch Ehmann selbst konnte sich in der relativ kurzen Zeit eine beachtliche Privatbibliothek anschaffen, die durch sein Gehalt kaum finanzierbar gewesen wäre. Auch wurde daraus eine sogenannte ‚Collegiums Kasse‘ eingerichtet, die allerdings „leider aber – wie andere Dinge auch – nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 von der wissenschaftl. Hilfskraft Frl. Zeltner nach Ostdeutschland mitgenommen wurde.“[21] In den letzten beiden Kriegsjahren kam das Musizieren im Collegium Musicum dann fast völlig zum Erliegen. Zwar konnte das Ensemble nach Ehmanns Einberufung zur Wehrmacht noch eine Weile weitergeführt werden. Nachdem Julius Alf jedoch kurze Zeit später auch einen Stellungsbefehl erhalten hatte, fand sich niemand mehr, der die Leitung übernehmen konnte. Eine Reaktivierung erfolgte erst nach Kriegsende.[22] Wie es in der Natur von Umbruchsjahren liegt, waren auch die Jahre 1944 bis 1947 für das Orchester sehr turbulent. So widersprechen sich zum Teil die erhaltenen Dokumente, und es ist nicht eindeutig feststellbar, von wem das Collegium wann und wie lange geleitet wurde. So erwähnt Emil Berlanda in seiner Biografie, dass er am 6. Juni 1944 die Probentätigkeit des Collegium musicum übernahm. Er probte mit dem Orchester (mit Cembalo) Bachs viertes Brandenburgisches Konzert, eine Suite von Petz, sowie J. S. Bachs h-Moll Suite und eine Abendmusik von Karl Marx.[23]

[1] Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie. Dargestellt am Beispiel der Universität Innsbruck. (Veröffentlichungen der Universität Innsbruck, Bd. 202), Innsbruck 1994, S. 35

[2] Schreiben vom 26.07.1939 Ernst Philippi an das Reichministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Berlin

[3] Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, S. 46

[4] Ebd., S. 183

[5] Ebd., S. 143

[6] Ebd., S. 183

[7] Anton Steyrer: Die Finanzierung des Collegium musicum, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[8] Ehrentraud Straffner: Beim „Offenen Abend“ des Collegium musicum, in: Innsbrucker Nachrichten, 15.03.1943, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[9] O.A.: Ankündigung „Abendmusik im Hofgarten“, in: Innsbrucker Nachrichten, 10.07.1943, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[10] O.A.: „Abendmusik im Hofgarten“, in: Innsbrucker Nachrichten, 15.06.1943, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[11] Schreiben von Richard Strohal an Arnold Herdlitczka, am 13.01.1956, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[12] O. A.: O. T., Innsbrucker Nachrichten, 23.05.1944

[13] O. A.: O. T., Konzertbesprechung, Innsbrucker Nachrichten, 13.07.1943

[14] Karl Senn: Abendmusik im Hofgarten, Innsbrucker Nachrichten, 20.07.1942

[15] O. A.: Abendmusik im Hofgarten, Innsbrucker Nachrichten, 15.06.1943

[16] Ebd.

[17] Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, S. 143,

und Anton Steyrer: Die Finanzierung des Collegium musicum, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[18] Wilhelm Ehmann: Collegium musicum in der Wehrbetreuung, zit. n.: Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, S. 155

[19] Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, S. 182

[20] Anton Steyrer: Die Finanzierung des Collegium musicum, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[21] Ebd.

[22] Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, S. 156

[23] Emil Berlanda: Autobiografie, Innsbruck 1947, Kopie vorhanden im Institut für Musikwissenschaft Universität Innsbruck, S. 318

Nach Kriegsende gab es zunächst kaum Änderungen. Das Collegium wurde weitergeführt oder in den Worten Anton Steyrers wurde das „weitgehend zerfallene Collegium wieder aufgebaut“.[1]Große finanzielle Probleme seien kurz nach 1945 zuerst nicht dagewesen, außer dass man vergeblich nach „verlagertem“ Eigentum des Collegiums“ wie der Collegiumskasse suchte, schreibt Steyrer weiter. Vor allem unermessliche ehrenamtliche Tätigkeit, die durch den allgemeinen Kulturhunger der Menschen gefördert wurde, und die Wertlosigkeit der Währung erlaubten zunächst ein Musizieren, das „weder nach Ausgaben, noch nach Einnahmen fragt“[2]. Auch personell war eher eine Stringenz als ein Umbruch zu bemerken; Julius Alf leitete weiter den vokalen Teil des Collegium musicum. Auch deuten die Konzerte darauf hin, dass gedankliche und personelle Verbindungen weiter bestanden, etwa zu Cesar Bresgen, der ebenfalls dem Nationalsozialismus sehr nahe stand. So gab es einen eigenen „Bresgen Abend“, an dem der Komponist sogar selbst auftrat.[3] Im August erhielt Alf dann einen Lehrauftrag für das Collegium musicum. Bemerkenswert ist, dass Alf diesen Lehrauftrag sowohl für das Collegium musicum vocale als auch für das Collegium musicum zu je zwei Stunden erhielt. Diese Anstellung blieb bis zu seinem Weggang 1948, laut Richard Strohal[4], aufrecht.[5] Anton Steyrer, der als Musikwissenschaftsstudent selbst Teil des Collegium musicum war, übernahm 1945 die Leitung des instrumentalen Sektors. [6] Steyrer spricht auch von einer „gewissen Rivalität zwischen Chor und Orchester (und den Leitern).“[7] So kamen Institutsmittel vorwiegend dem Chor zugute, während Steyrer indes das Orchester offensichtlich auch mit privaten Geldmitteln aufbaute.[8] In welchem Umfang der Theaterkapellmeister und Komponist Robert Nessler 1947 von Anton Steyrer die Leitung des Akademischen Kammerorchesters übernahm, ob dies nur für ein Konzert, eine Saison oder ein Semester war, ist aus jetzigem Informationsstand nicht feststellbar. [9] Im Winter 1947/48 wurde Alf vom Ministerium seiner Assistentenstelle enthoben, da Wilhelm Fischer eine erneute Lehrtätigkeit an der Universität Innsbruck an die Bedingung knüpfte, dass er nicht mit Alf zusammenarbeiten müsse.[10] Im gleichen Jahr kam es auch zu einer Umformung und Neukonstituierung des Collegium. Der Verein „Akademische Musikgesellschaft (Collegium Musicum) an der Universität Innsbruck“ wurde Anfang 1948 gegründet. Dr. Franz Gschnitzer wurde Präsident des neuen Vereins, musikalischer Leiter war weiterhin Anton Steyrer. Am 5. Januar wurden die Statuten von Steyrer, Prof. Dr. Burghard Breitner, Fr. Wiesler unterzeichnet. Am 5. Februar fand das Eröffnungskonzert statt.[11] Aus den Konzertbesprechungen und Schriftstücken der Zeit wird deutlich, dass die Namensgebung sehr variierend und zum Teil unklar ist. Es changiert zwischen „Akademische Musikgesellschaft“ mit Zusatz Collegium Musicum, oder es wurde immer noch „Collegium musicum“ genannt. Der neue Name „Akademische Musikgesellschaft“ ist dabei für Innsbruck gar nicht so neu. 100 Jahre vorher gab es die Bezeichnung schon für ein studentisches Orchester. Die Orchestergröße betrug etwa 15 bis 20 Personen und war ein reines Streichorchester. Bläser wurden „zugekauft“. Vereinsmitglied wurde man, nachdem man ein Probesemester „durchspielt“ und bewiesen hatte, dass man spielen könne, berichtet Oswald Hollmann.[12] Er war wie einige andere auch schon vor dem Studium Mitglied, da das Orchester auf der Suche nach Mitgliedern war. Im Falle von Hollmann vermittelte der Geigenlehrer den siebzehnjährigen Schüler. Der Chor stand nach dem Weggang von Steyrer ab 1948 unter der Leitung von Walter Kolneder.[13] Durch die vereinsrechtliche Basierung war nun erstmals konkret die Frage nach Finanzierung gestellt. Diese wurde durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Subventionen (z. B. vom Unterrichtsministerium) und Konzerteinnahmen akquiriert. Doch zu dieser Zeit, 1948, hatte der oben erwähnte Kulturhunger schon etwas nachgelassen. „Mitglieder und engagierte Gäste begannen ihre Mitwirkung allmählich als Arbeit, als Leistung zu betrachten, sie wurden musikalisch wie finanziell anspruchsvoller. Die Musikgesellschaft begegnete dieser unvermeidlichen Entwicklung durch größere und schönere Aufgaben, durch bessere Qualität ihrer Aufführungen und schließlich durch immer steigende Ausgaben“, schreibt Steyrer. Die Einnahmen konnten den wachsenden Ausgaben nicht standhalten, und Anton Steyrer musste wohl auch aus eigener Tasche einiges kitten.[14] Zwischen 1952 und 1954 hat es auch ein Probenhonorar von 60 Schilling für den Dirigenten gegeben.[15] Das Ansehen des Collegium war in diesen Jahren schon recht groß, so wird es als einzige „einheimische Institution“ neben den städtischen Konzerten und dem Landestheater genannt.[16] Die erwähnten „größeren und schöneren Aufgaben“ warteten auch im Rahmen der 1950 gegründeten Jugendmusikwochen. Sie waren laut Friedrich Cerha „stilistisch ganz offen“, auch für Neuerungen. Es herrschte ein Nebeneinander von Progressivem und Konservativem.[17] Bereits im zweiten Jahr der Jugendkulturwochen erfolgte ein erster Auftritt – der nicht der letzte sein sollte: Am 21. Mai 1951 wurde das Requiem von Verdi aufgeführt, und zwar in einem erstmaligen Zusammenspiel der musikalischen Kräfte der Stadt: Innsbrucker Männergesangsverein, Städtischer Oratoriumschor, Chor des Tiroler Landestheaters, Collegium musicum und Städtisches Symphonieorchester. Diese Aufführung ist der erste Nachweis einer Zusammenarbeit zwischen dem Orchester der Stadt und dem Orchester der Universität. Geleitet wurde der Abend von Fritz Weidlich, dem wieder zurückgekehrten Dirigenten des Städtischen Orchesters, und Anton Steyrer. Im gleichen Jahr gab es dann auch schon eine eigenständige Aufführung im Rahmen der Jugendkulturwochen mit. „Judas Makkabäus“ von Georg Friedrich Händel.[18] Spätestens 1952 sind die Proben wieder im Vorlesungsverzeichnis der Universität zu finden.[19] In dieser Zeit ging es auch finanziell wieder bergauf. Gefördert wurde diese Entwicklung durch mehrere Großaufträge dieser Art, „die vom Landestheater, den Konzerten der Stadt und einer jubilierenden Wirtschaftsinstitution sehr gut honoriert wurden“, schreibt Steyrer. Auch im nächsten Jahr wirkte das Orchester wieder im Rahmen der Jugendkulturwochen mit. Bei einem Abend mit dem Titel „Junge Österreichische Komponisten“ unter der Gesamtleitung von Walter Kurz zeigte das Collegium zum ersten Mal auch seine avantgardistische Seite.[20] Unter den Komponisten tritt auch Anton Steyrer erstmals auf. Solche „Großauftritte“ im Rahmen der Jugendkulturwochen und gemeinsame Konzerte mit dem städtischen Orchester erfolgten in allen Folgejahren. 1954 trat das Orchester dort zum letzten Mal auf – und zwar wieder mit dem Verdi-Requiem. Geleitet wurde dieses „Festliche Jugendkonzert“ im Landestheater am 26.05.1954 von Kurt Rapf, der im Jahr zuvor Musikdirektor geworden war. Für Anton Steyrer ging die Zusammenarbeit mit den Jugendkulturwochen weiter. Er wurde in die Jury für Auswahl und Bewertung der eingereichten Kompositionen geholt.[21] Allgemein muss für Steyrer 1954 ein spannendes Jahr gewesen sein: In diesem Jahr studierte er als Gastdirigent mit dem Städtischen Orchester und dem Oratorienchor der Akademischen Musikgesellschaft für ein „Außerordentliches Symphoniekonzert“ das Oratorium „Israel in Ägypten“ von Georg Friedrich Händel ein.[22]

Im nächsten Jahr, 1955, fand die erste offizielle Jubiläumsfeier des Collegium musicum statt. Es wurde das fünfzehnjährige Bestehen gefeiert. Das Collegium lud zu einer Festakademie in der Aula der Universität ein.[23] Und das mit einem großen  Whoʼs who der Innsbrucker Wissenschafts- und Kulturpersönlichkeiten. Zahlreiche Artikel berichteten davon. Ob man sich bewusst war, dass damit indirekt das nationalsozialistische Gründungsjahr 1940 gefeiert und zementiert wurde? Oder hat man das gar verdrängt? Jedenfalls scheint es, als wollten die Artikel, diese Diskrepanz verschleiern. Sie stellten es so dar, als ob das Orchester „eh erst“ nach dem Krieg richtig aufgebaut worden war. So schrieb die Neue Tageszeitung: „Die akademische Musikgemeinschaft, die 1940 gegründet wurde und sich so richtig erst ab 1947/48 entfalten konnte, hat das Innsbrucker Musikleben wertvoll bereichert […].“[24] Auch Prof. Richard Strohal stellt es so dar, dass das Collegium vormals nur „als Übungsveranstaltung“ zu verstehen sei und „erst“ nach dem Kriegsende wieder richtig „aufgebaut“ worden sei.[25] Die Leistungen wurden in diesem Atemzug aufgezählt und in hohem Maße gelobt: Das Collegium musicum pflegte „vor allem die vorklassische Musik, daneben auch die konservativeren und weniger problematischen Richtungen der zeitgenössischen Musik.“[26] Laut einem Artikel in der Tiroler Tageszeitung habe das Collegium Musicum in diesen 15 Jahren rund 400 Mitglieder gehabt, 24 eigene Konzerte veranstaltet, sich besonders in der Oratorienpflege und gleichzeitig mit Uraufführungen hervorgetan, bei 20 Opern den Theaterchor verstärkt, und bei großen symphonischen Veranstaltungen, wie Beethovens „Neunter“ oder beim Verdi-Requiem mitgewirkt.[27] Ein großes Engagement! Dennoch stellte dieses große Festkonzert gleichfalls das Abschiedskonzert von Steyrer und ein vorläufiges Ende des Collegiums dar. Das Konzert und dieser Stellenwert täuschten nämlich über die schwierige Situation des Orchesters hinweg. Schon in den Jahren 1954–55 wurde offensichtlich, dass finanziell lukrative Mitwirkungen eher zufällig als fortlaufend waren. Auch eine schon geplante Aufführung von Wagners Meistersingern wurde abgesagt, da sich das Landestheater und die Stadt solche Großeinsätze nicht mehr leisten konnten.[28] Dies führte dazu, dass in den Folgejahren das Collegium musicum immer weiter in eine existentielle Krise schlitterte und auf anderweitige Subventionen angewiesen war. Anton Steyrer hatte immer mehr private Mittel investiert, doch auch er sah sich nicht mehr über die finanzielle Situation aus und wollte nicht länger ohne Bezahlung arbeiten. Richard Strohal erkannte darin auch einen Hauptgrund, wieso das Collegium musicum 1955 seine Tätigkeit einstellen musste und der Verein aufgelöst wurde:

„Mehrere Versuche, eine andere Persönlichkeit für die Leitung zu gewinnen, erwiesen sich als ergebnislos. Es ist bei dem besonderen Charakter der Zusammensetzung des Collegium Musicum notwendig, dass der Leiter nicht nur die entsprechenden fachlichen und musikalischen Fähigkeiten besitzt, sondern dass er zu den Mitwirkenden in einer gewissen kollegialen Beziehung steht, welche ihm ermöglicht, die zahlreichen Schwierigkeiten bei der Ansetzung und Gestaltung der Proben, Lehrgänge und dgl. und der Durchführung der Veranstaltungen zu überwinden.“[29]

Im Zuge der anschließenden Diskussionen und Schreiben von Richard Strohal gelang es, Subventionen des Bundesministeriums für Unterricht und der Universität zu erlangen; dadurch konnte die Proben- und Konzerttätigkeit des Collegium wieder aufgenommen werden. Dabei wurden der Chor und das Orchester als Collegium musicum am Musikwissenschaftlichen Institut neu situiert.

[1] Ebd.

[2] Anton Steyrer: Die Finanzierung des Collegium musicum, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[3] O. A. : o.T. Bote für Tirol, 30.07.1948

[4] Richard Strohal (1888–1976), Philosophie- und Pädagogikprofessor, fungierte für jeweils eine Amtsperiode als Dekan der Philosophischen Fakultät sowie als Rektor und war sehr aktiv im Universitätsorchester. Vgl. Universitätsarchiv: Richard Strohal, https://www.uibk.ac.at/universitaet/profil/geschichte/verfolgt-vertrieben-ermordet/1683813.html (letzte Aktualisierung 19.05.2008)

[5] Schreiben von Richard Strohal an Arnold Herdlitczka, 13.01.1956, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[6] Kirstin Ludwig: Die Lehrkanzel für Musikwissenschaft an der philosophischen Fakultät Innsbruck und ihre Träger (1920–1963) – Hausarbeit für die Lehramtsprüfung aus Geschichte im Mai 1964, Innsbruck 1964, S. 76

[7] Anton Steyrer: Die Finanzierung des Collegium musicum

[8] Ebd.

[9] Andrea Ludescher: Robert Nessler, Porträt eines Tiroler Musikers. Dipl. MHS Mozarteum, Innsbruck 1993, S. 17. https://www.uibk.ac.at/brenner-archiv/projekte/tirolermusikn/nessler/biogr_nl.html (zuletzt zugegriffen am 23.03.2020)
48 Ebd., S. 20–21

[10] Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, S. 167

Wilhelm Fischer erkundigte sich unter anderem bei Wilhelm Gurlitt über Alf. Gurlitt bestätigte den Verdacht von Fischer, dass Alf schon recht früh nationalsozialistischem Gedankengut nahegestanden war, ebd., S. 177

[11] Kristin Ludwig: Die Lehrkanzel für Musikwissenschaft an der philosophischen Fakultät Innsbruck und ihre Träger (1920–1963) – Hausarbeit für die Lehramtsprüfung aus Geschichte im Mai 1964, Innsbruck 1964, S. 77

[12] Interview Siljarosa Schletterer mit Oswald Hollmann u.a. am 31.03.2020

[13] O. A: o. T. in: Bote für Tirol, 30.07.1948

[14] Anton Steyrer: Die Finanzierung des Collegium musicum

[15] Schreiben von Richard Strohal an Arnold Herdlitczka, 13.01.1956

[16] O. A.: Das Musikleben in Innsbruck seit Neujahr, in: Bote für Tirol, 28.05.1948

[17] Milena Meller: Die ersten Jahre der Musik – 1950 bis 1954, in: Christine Riccabona u. a.: Ton Zeichen : Zeilen Sprünge – die österreichischen Jugendkulturwochen 1950-1969 in Innsbruck, Innsbruck 2006, S. 83

[18] Ebd., S. 310–311

[19] Brief des Rektors Eduard Reut-Nicolussi an Anton Steyrer, 03.11.1951. Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[20] Werke von Günther Andergassen, Kurt Hösler, Karl Maria Brandstetter, Paul W. Fürst, Kurt Schwertsik, Raimung Jahn, Anton Püringer

Christine Riccabona u. a.: Ton Zeichen : Zeilen Sprünge – die österreichischen Jugendkulturwochen 1950-1969 in Innsbruck, Innsbruck 2006, S. 313

[21] Ebd., S. 496

[22] Jutta Höpfel: Das Innsbrucker Konzertleben im 20. Jahrhundert, in: Kurt Drexel und Monika Fink: Musikgeschichte Tirols III, Innsbruck 2008, S. 492

[23] Albert Riester: Fünfzehn Jahre Collegium musicum in Innsbruck, in: Tiroler Tageszeitung, 1955, Nr. 145, S. 2

[24] w.t.: o. T., in: Neue Tageszeitung, 1955, Nr. 146, S. 3

[25] Schreiben von Richard Strohal an Arnold Herdlitczka, 13.01.1956

[26] Ebd.

[27] w.t.: Titel, in: Neue Tageszeitung, 1955, Nr. 146, S. 3

[28] Schreiben von Richard Strohal an Arnold Herdlitczka, 13.01.1956

[29] Ebd.

Das Collegium erlebte 1956 erneut eine „Neugründung“ – offiziell die vierte. Nach der erfolgten Vereinsauflösung sollte es diesmal wieder näher ans Institut angebunden sein. Wilhelm Fischer, der wieder eingestellte Institutsvorstand der Musikwissenschaft, betonte jedoch, dass die finanzielle Notlage des Instituts es verunmögliche, das Orchester finanziell zu unterstützen. Deshalb wäre es ein Orchester „am Musikwiss. Institut der Universität Innsbruck“ (und nicht „d e s Musikwiss. Institutes“. Es sollte „der Ausübung von Chor- und Orchestermusik dienen.“[1] Der Rektoratsanschlag klang so: „Das musikwissenschaftliche Institut der Universität Innsbruck geht an die Errichtung eines Collegium musicum. Ich wende mich an alle Hörerinnen und Hörer, welche sich an ausübender musikalischer Tätigkeit in dem zu gründenden Chor und Orchester beteiligen wollen, mit der herzlichen Einladung, sich beim Assistenten des musikwissenschaftlichen Instituts, Herrn Univ. Doz. Dr. Zingerle [… zu melden]“. Das Collegium musicum erhielt mit Dr. Othmar Costa 1956 einen neuen engagierten Leiter. In seiner Amtszeit konnte das Orchester wieder eine rege Konzerttätigkeit entwickeln. In den folgenden Jahren wurde durch ihn das Collegium musicum zu einer immer wichtiger werdenden Institution in der Stadt. Semesterabschlusskonzerte wurden veranstaltet und akademische Feiern der Universität weiterhin umrahmt. Wie der Rektoratsanschlag erahnen lässt, gab es auch zu dieser Zeit kein reines Studierendenorchester: Unter den Mitgliedern waren ProfessorInnen, Studierende und uniexterne Musikschaffende zu finden. Das neue Collegium konnte bereits auf „orchestereigene“ Holzbläser zählen. MusikerInnen, die zur Aufführung notwendig waren, aber nicht aus dem Collegium selber gestellt werden konnten, wurden als Substituten dazugekauft. Jedoch war freier Eintritt bei freiwilligen Spenden üblich. So wurde einem weiteren Publikum der Zugang zur Musik ermöglicht.[2] Die Konzerte fanden etwa ein- bis zweimal im Jahr im Kaiser–Leopold–Saal (damalige Alte Universitätsbibliothek) und die Proben in einem Hörsaal statt. Das Notenmaterial wurde vom Konservatorium ausgeliehen.[3] Das bevorzugte Repertoire unter Othmar Costa ist in der Barockzeit zu verorten. Werke von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen, Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann standen im Zentrum. Daneben wurden auch Werke aus der Klassik von Joseph Haydn und Wolfgang Amadé Mozart aufgeführt. Im Repertoire sticht zeitlich Paul Hindemith hervor als einziger Vertreter des 20. Jahrhunderts.  Kristin Ludwig erfasste 1964 die Aufgaben des Collegium musicum, welches alle musikausübenden Kräfte einer Universität in Instrumental- und Vokalgruppen vereinige: „Es soll allen musikliebenden Hörern die Möglichkeit des gemeinsamen Musizierens geboten und dadurch gleichzeitig ein musikverständiger Nachwuchs in aktiver und passiver Form herangebildet werden.“ Unter diese primären musikalischen Aufgaben zählte sie die Demonstration in den Lehrveranstaltungen des Musikwissenschaftlichen Instituts, die musikalische Umrahmung akademischer Feste und die Pflege selten gespielter Werke. Des Weiteren betonte sie die Zusammenarbeit mit anderen städtischen Klangkörpern (Rundfunk u. a.) und die Beteiligung an Fachlehrgängen und Vorträgen. Eigens benannte sie auch die nicht näher beschriebenen Kulturaustauschaktionen mit Nachbarländern und soziale Aufgaben. Das Collegium musicum bemühte sich anscheinend um eine Schaffung von Musikstudienbeihilfen für begabte mittellose Hochschüler.[4] Der Umorganisationsdrang des Collegium wurde 1967 wieder aktiv. Angedacht war diesmal von Seiten des Orchesters ein eigenes Institut, ähnlich dem Universitären Turninstitut, oder wieder eine Vereinsform.[5] Prorektor Robert Muth hat in dieser Zeit die administrativen Aufgaben übernommen.[6] Auch ist eine Anzahlung für einen neuen Kontrabass (S 4000,--) belegt.[7] Zwei Jahre später, 1969, trat aufgrund einiger Differenzen Othmar Costa nach zwölfjähriger Leitung zurück. Am 12.03.1969 adressierte er seine Kündigung.

„Infolge verschiedener neuer Anforderungen, die mit der Änderung meines Berufes an mich herangetragen wurden, sehe ich mich veranlaßt, die Leitung des Collegium musicum instrumentale nach nunmehr 21 Semestern zurückzulegen. […] Es ist für mich ein angenehmes Gefühl, nicht ausscheiden zu müssen, weil meine Arbeit für die Universität und das BMfU nichts mehr wert ist, sondern, daß gerade jetzt Anstrengungen unternommen werden, meinem Nachfolger eine bessere Basis zu bieten, damit er nicht wie ich im Jahre 1958 beim Punkt Null anfangen muß.“

Im weiteren Verlauf des Schreibens zählt er auf, dass er nicht „nur“ Dirigent zu sein hatte, sondern auch er hatte „durch persönliche Kontakte und durch seine musikalische Arbeit den Bestand des Collegium zu garantieren; er war zudem Notenwart, Orchester- und Saaldiener.“[8] Sein Abschiedskonzert war gleichzeitig das Festkonzert zum 300-Jahr-Jubiläum der Universität.

[1] Schreiben von Anton Hittmair an Anton Steyrer, 30.11.1956, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[2] Christian Bader: Universitätschronik

[3] Persönliches Gespräch von Konstantin Friebe mit Martin Dirk Wartha am 30.10.2019

[4] Kristin Ludwig: Die Lehrkanzel für Musikwissenschaft an der philosophischen Fakultät Innsbruck und ihre Träger (1920–1963) – Hausarbeit für die Lehramtsprüfung aus Geschichte im Mai 1964, Innsbruck 1964, S. 73 ff.

[5] Schreiben des Rektors Erich Hayek (Professor für Chemie, Rektor 1966/67) an die Mitglieder des Senats vom 11.04.1967, Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters

[6] Schreiben des Rektors Ernst Kolb (Professor für Staatsrecht, Rektor 1967/68)  an Dr. Robert Muth, 19.10.1967

[7] Geht aus einem Schreiben (Kopie vorhanden im Archiv des Universitätsorchesters) von Prof. Zingerle an den Senat hervor, 01.12.1967, in dem er im Namen des Collegium musicum um Rückerstattung für die Auslagen bittet.

[8] Das Schreiben liegt als Kopie im Archiv des Universitätsorchesters

Nach oben scrollen