Rüdiger Kaufmann
Rüdiger Kaufmann, geboren 1957, besuchte das „Musische Gymnasium“ in Salzburg. 1975 begann er in Graz ein Doktoratsstudium in mehreren naturwissenschaftlichen Fächern, bevor er sich in Innsbruck auf Physik und biologie konzentrierte. Als Zuverdienst während des Studiums entwickelte er am damaligen Institut für Zoophysiologie Messanlagen und Software. Daraus entstand eine Dissertation über den anaeroben Energiestoffwechsel eines Schlammwurmes, ausgezeichnet mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein. Das Doktorat in den Fächern Zoologie und Physik schloss Rüdiger Kaufmann 1986 ab, die Promotion „sub auspiciis praesidentis“ erfolgte 1989. Bis dahin arbeitete Rüdiger Kaufmann in FWF-Projekten an der Schwimmenergetik von Jungfischen, wofür er eine Strömungskanalanlage zur Messung der Atmung dieser Tiere entwickelte. Der starke technische Aspekt blieb über die gesamte Laufbahn erhalten. 1989 bis 1992 war Rüdiger Kaufmann in der Medizintechnik tätig. Er arbeitete an der Innsbrucker Entwicklung der Cochlea-Implantate mit und lernte dabei die disziplinenübergreifende Forschungsarbeit zu lieben.
1992 erhielt Rüdiger Kaufmann eine Assistentenstelle am Institut für Zoologie, später Institut für Ökologie. Es war mit 35 Jahren der erste universitäre Arbeitsvertrag mit mehr als einem Jahr Dauer. Ab nun konzentrierte er sich auf ökologische Themen in der alpinen Stufe über der Waldgrenze; ein schwerer Heuschnupfen war nicht unbeteiligt an dieser Wahl. Im Kontext Klimawandel untersuchte Rüdiger Kaufmann die Besiedelung von Gletschermoränen durch Tiere und Pflanzen vor dem rasch zurückschmelzenden Rotmoosferner in Obergurgl. Diese Arbeiten weckten international das Interesse an der Rolle von Tieren in solchen Ökosystemen und führten 2002 zur Habilitation im Fach Ökologie und damit auch zu einer Dauerstelle an der Universität Innsbruck.
Im Rahmen der sich entwickelnden LTER-Netzwerke (long term ecological research) wurden in Obergurgl Flächen für ein ökologisches Langzeit-Monitoring eingerichtet und betrieben, das Gletschervorfeld blieb weiterhin ein Teil davon. Die Arbeiten in Obergurgl wurden großteils zusammen mit Brigitta Erschbamer vom Institut für Botanik durchgeführt. Neben dem Klimawandel war der Landnutzungswandel, insbesondere Beweidung, ein Thema dieser Langzeitbeobachtungen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Linguistin Lorelies Ortner, untersuchte Rüdiger Kaufmann aber auch Flur- und Landschaftsnamen im Ötztal, und was sie uns über vergangene Landnutzung und ökologische Änderungen erzählen können. Im Rahmen dieser Arbeiten engagierte sich Rüdiger Kaufmann über viele Jahre für die Alpine Forschungsstelle am Universitätszentrum Obergurgl.
Schwerpunkte in der Lehre von Rüdiger Kaufmann waren theoretische Ökologie, statistische Datenanalysen und Methoden der Freilandforschung.
Neben der Beteiligung an der universitären Selbstverwaltung in Institut, Fakultät und Senat war Rüdiger Kaufmann ab 2004 als Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal tätig, 2007 bis 2012 in Vollzeit als Vorsitzender, bis zur Pensionierung als einer der Stellvertreter des Vorsitzenden.