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Presseaussendung 62/2008 – Universität Innsbruck

Integration von MigrantInnen durch sportvereine –
Realität oder Illusion?

 

Im Rahmen eines Seminars unter der Leitung von Prof. Elmar Kornexl beschäftigten sich sportstudierende der Universität Innsbruck mit der Frage, unter welchen Voraussetzungen sportvereine zur Integration von MigrantInnen beitragen können. Ausgehend von der Situation in Tirol haben sie  Probleme und Chancen analysiert und mögliche Maßnahmen für die Zukunft erarbeitet.

 

 

Menschen mit Migrationshintergrund sind in Österreich wie auch in anderen EU-Staaten eine Realität: Ungefähr 15% der österreichischen Bevölkerung sind ausländischer Abstammung, in Tirol sind es 10%. In manchen Stadtteilen, Regionen und  Gemeinden liegt der Anteil auch deutlich höher. In der Tiroler Gemeinde Telfs beispielsweise sind 16% der Bevölkerung türkischstämmig und 30% der Neugeborenen stammen aus türkischen Familien.  In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Integration häufig schwierig ist. Einen Ansatzpunkt bietet neben Schule oder Beruf natürlich der sport. Inwieweit und mit welchen Chancen der sport und speziell die sportvereine einen Beitrag zur Integration leisten können und wo derzeit die unüberwindlich scheinenden Hindernisse liegen, war Thema eines im Jahre 2008 am Institut für sportwissenschaft von Studierenden durchgeführten Projekts unter der Leitung von Prof. Elmar Kornexl.

 

 „In kaum einem anderen Bereich sind die Bedingungen für ein Miteinander besser als im sport“, erklärt Prof. Elmar Kornexl den Ausgangspunkt der Überlegungen. Die Situation ist, laut Kornexl allerdings nicht ganz so einfach wie man auf den ersten Blick meinen möchte, denn den zahlreichen Chancen stehen auch einige Hindernisse entgegen. Die Komplexität des Themas spiegelt sich in der detaillierten Analyse der Chancen und Probleme und nicht zuletzt in einer umfangreichen Bestandsaufnahme für Tirol wider:

 

Welche Chancen bietet der sport als Integrationsebene?

 

Die großen Chancen, über die Mitgliedschaft von MigrantInnen in sportvereinen einen erfolgreichen Beitrag zur Integration zu erreichen, liegen in den intensiven sozialen Kontakten und Prozessen, die sportliche Aktivität bietet: sport ist ein Feld, das einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft aufweist, durch gemeinsame Ziele und Interessen gekennzeichnet ist und auf soziale Prozesse ausgelegt ist. Grundlegende soziale Prozesse im sportverein sind:

 

 

Was ist derzeit hinderlich?

Leider bestehen aber auch noch gravierende Hindernissen für den Integrationsprozess. Sie sind auch die Ursache für den derzeit höchst unbefriedigenden Stand:

 

Bestandsaufnahme ist Basis für weitere Maßnahmen

 

Der derzeitige Kenntnisstand in der leider noch sehr spärlichen Fachliteratur bildet die Grundlage für eine Erhebung in Tirol. Sie soll analysieren, in welchem Ausmaß AusländerInnen mit Migrationshintergrund Aufnahme in sportvereine gefunden haben, welche Chancen in einer solchen Mitgliedschaft für die Integration liegen bzw. welche Hindernisse dem Eintritt in einen sportverein entgegenstehen. „Wir haben zahlreiche Erhebungen gemacht und mit Trainern, Vereinsobleuten, aber auch mit den IntegrationsreferentInnen von Land und Gemeinden gesprochen“, beschreibt Kornexl die Vorgangsweise, die einige bemerkenswerte Ergebnisse gebracht hat:

 

 

Gezielte Förderaktivitäten zur Einbeziehung von MigrantInnen

In Abwägung der großen Chancen, die in der Einbeziehung der MigrantInnen in sportvereine liegen, und der doch zum Teil gravierenden Hindernisse, werden folgende Maßnahmen zur Realisierung vorgeschlagen:

  1. Österreichweite einheitliche Vorgangsweise unter Führung und Betreuung eines Ministeriums: Kooperation aller beteiligter Institutionen; Finanzierung durch öffentliche Mittel.
    Es bestehen in Österreich bereits eine erfreuliche Zahl von Kleinprojekten und privaten Initiativen, sport als Mittel zur Integration einzusetzen. In Deutschland läuft bereits seit 1989 ein vom Deutschen sportbund und der Bundesregierung gemeinsam getragenes Projekt „Integration durch sport“.
  2. Info-Kampagne an sportvereine: finanzielle Förderung von Vereinen, die integrationsfördernde Maßnahmen realisieren
  3. Einbau von Migranten in Funktionen in sportvereinen (Trainer) – spezielle Aus- und Fortbildung
  4. Kooperation Schule-sportverein zur vermehrten Aufnahme von Migrantenkindern in sportvereine
  5. Info-Kampagne an Familienväter mit Migrationshintergrund und Vorsteher von Glaubensgemeinschaften bezüglich der Vorteile einer Einbindung der Jugendlichen in sportvereine.

 

 

Rückfragehinweis

 

Univ.-Prof. Dr. E. Kornexl
Leiter des Institus für sportwissenschaft

Tel.: 0512 507 4450
Email: elmar.kornexl@uibk.ac.at