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Marcel Zentner – Universität Innsbruck

Marcel Zentner

Musik im Kopf

(20.02.2020)

Wer wissen möchte, ob in ihm ein Musiktalent schlummert, kann dies mit „Mini-Proms“ herausfinden. Das ist ein 15-minütiger Online-Test, der Auskunft darüber gibt, ob man über musikalische Fähigkeiten verfügt. Hinter diesem Test steckt der Wissenschaftler Marcel Zentner. Der Professor für Persönlichkeitspsychologie, Differentielle psychologie und Diagnostik am Institut für psychologie hat ihn gemeinsam mit seinem Team entwickelt.

Neues Terrain

Musik in der psychologie ist ein Forschungsschwerpunkt des gebürtigen Schweizers. Die Begeisterung dafür kommt vom Elternhaus. Seine Mutter war Pianistin, auch er spielt Klavier. „Ich hatte nach der Matura sogar die Absicht, Pianist zu werden“, erzählt Zentner. „Ich musste aber einsehen, dass meine Fähigkeiten dazu nicht reichten.“ Stattdessen studierte Zentner in Zürich psychologie und in den Nebenfächern Psychopathologie und Philosophie. Während eines Postdocs an der Universität Harvard forschte er an der Seite von Jerome Kagan, einer wichtigen Figur in der amerikanischen Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie. Die Zeit in Amerika weckte seine Begeisterung für die Forschung, insbesondere zum Thema Musik. In einer Studie zur Musikwahrnehmung bei Babys ging er damals der Frage nach, ob es eine angeborene Tendenz gibt, eine bestimmte Tonsequenz eher zu präferieren als andere. „Zur damaligen Zeit gab es sehr viel zum Spracherwerb bei Kleinkindern, aber sehr wenig zur Musikwahrnehmung“, erzählt Zentner. „Es war ein Anreiz, unerforschtes Terrain zu betreten. Mittlerweile gibt es viel dazu.“ Mit dieser Studie konnte er Mitte der 1990er Jahre beweisen, dass bereits Säuglinge klare Reaktionen auf konsonante, also wohlklingende Melodien und dissonante, aversive Melodien zeigten.

Musikbegabung testen

Nach seinem Aufenthalt in Harvard nahm er eine Stelle an der Universität Genf an. Nebst Forschungen zur Persönlichkeitsentwicklung und Diagnostik des Temperaments entwickelte er in der Schweiz eine Methode zur Erfassung musikevozierter Emotionen, das sogenannte GEMS-Modell (für Geneva Emotional Music Scales). 2008 ging Zentner an die Universität York in England, wo er sich mit Möglichkeiten zur objektiven Erfassung musikalischer Begabung auseinandersetzte. „Ich hatte festgestellt, dass es kaum Tests gab, um musikalische Fähigkeiten objektiv zu messen und die wenigen vorhandenen waren veraltet. Ich war sehr überrascht“, erzählt der Forscher. „In der psychologie gibt es Tests für alles.“ In den fünf Jahren in York befasste er sich sehr stark mit diesem Thema. Nach seinem Ruf an die Uni Innsbruck im Jahr 2013 entwickelte er das Instrument hier weiter.

Mini-Proms oder Short-Proms

Das Ergebnis heißt „Profile of Music Perception Skills“, kurz Proms. Es handelt sich um einen 60-minütigen Test, den es auch in zwei Kurz-Versionen gibt, und sowohl für Profi-Musiker als auch Laien funktioniert. Er findet laut Zentner beispielsweise bei Neurowissenschaftlern, Medizinern und Psychologen Verwendung, die herausfinden möchten, mit welch anderen Eigenschaften musikalische Begabungen einhergehen. Auch für Zwecke, für die er eigentlich nicht vorgesehen war, wird inzwischen Interesse angemeldet: „Wir erhielten eine Anfrage von einem Konservatorium in Australien, das ihn zur Auswahl der Studierenden einsetzen wollte“, erzählt der Psychologe. „Hier gibt es sicher noch Entwicklungspotenzial. Denn wie gut er sich für solche Selektionszwecke eignet, haben wir noch nicht erforscht.“

Schlüssel zur Welt

Neben der Musikarbeit beschäftigt sich Zentner als Wissenschaftler mehr und mehr mit dem Thema Partnerpräferenzen, sprich mit der Frage, wie und warum bestimmte Personen bestimmte ideale Partnervorstellungen haben. Er hat dazu kulturübergreifende Studien durchgeführt, deren Ergebnisse die Theorie biologisch verankerter Unterschiede in den Partnerpräferenzen von Frauen und Männern infrage stellten. Überhaupt ist er daran interessiert, international zu arbeiten. „Das Faszinierende an diesem Beruf ist, dass immer dieses mentale Fenster auf die Welt da ist“, sagt er. „Das klingt jetzt fast etwas esoterisch, aber ich bin durch meine Arbeit dauernd in Kontakt mit der Welt, mit entlegenen Ländern, auch wenn ich meist in Innsbruck bin.“

(Autorin: Eva Schwienbacher)

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Steckbrief

Marcel Zentner

Name

Univ.-Prof. Dr. Marcel Zentner

Funktion

Professor für Persönlichkeitspsychologie, Differentielle psychologie und Diagnostik am Institut für psychologie

An der Uni seit

2014

Wohnort

Reith bei Seefeld

Herkunft

Zürich

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