Lydia Ladurner
Derzeitige Tätigkeit:
Ich bin seit 2008 im österreichischen diplomatischen Dienst tätig und bin seit Sommer 2014 Erstzugeteilte an der österreichischen Botschaft in Mexiko City. Ich decke verschiedenste Bereiche ab, Politik (mit speziellem Fokus auf Menschenrechte), Wirtschaft und Pressearbeit. Wir kümmern uns nicht nur um Mexiko, sondern um alle Staaten Zentralamerikas mit Ausnahme von Panama. Vor Mexiko habe ich vier Jahre an der österreichischen Botschaft in Addis Abeba (Äthiopien) gearbeitet, mein Fokus dort galt insbesondere der Afrikanischen Union, welche in Addis Abeba ihren Sitz hat, sowie sicherheitspolitische Entwicklungen am Horn von Afrika. Weitere Stationen davor waren die Ständige Vertretung Österreichs bei den Vereinten Nationen in Wien, die österreichische Botschaft in Bern, 3 Monate Einsatz im Schweizer Außenministerium in Bern, im BMEIA in Wien in der Abteilung für multilaterale Entwicklungszusammenarbeit sowie in der Afrikaabteilung.
Studium:
Im Wintersemester 1999 begann ich an der Universität Innsbruck Politikwissenschaft zu studieren, anfangs noch in Kombination mit einem Fächerbündel Spanisch und Französisch. Meine Französischkenntnisse konnte ich im Zuge meines erasmusjahrs am Institut d’Etudes Politiques (Science Po) in Paris von 2003-2004 ausbauen. 2006 schloss ich dann mein Politikstudium (damals noch mit Magister) ab. Eine angedachte Dissertation konnte ich aufgrund meines Eintritts in die Arbeitswelt bis heute leider nicht umsetzen.
- Warum hast Du Dich/haben Sie sich für das Studium der Politikwissenschaft entschieden? Welche Alternativen gab es für Dich/Sie sonst noch?
Ich war bereits in der Schulzeit sehr an Politik generell und auch Geschichte interessiert. Deshalb war es noch vor der Matura für mich klar, dass ich dieses Studium wählen werde. Eine Arbeit im Ausland, entweder im diplomatischen Dienst oder für eine internationale Organisation oder NGO, war für mich immer eine Option, ein Politikstudium erachtete ich deshalb als eine sehr gute Vorbereitung und Ausgangsbasis. Das Institut für Politikwissenschaften in Innsbruck hat einen sehr guten Ruf, aufgrund der Qualität des Studiums und der Lehrenden, deshalb gab es damals für mich neben der Uni Innsbruck keine Alternative. Weitere Studienalternativen waren ein Jusstudium, Medizin oder Biologie.
- Wofür hast Du Dich/haben Sie sich im Studium am meisten begeistert?
Neben den Vorlesungen vor allem natürlich die Seminare, gerade im zweiten Studienabschnitt konnte ich konkretere Themen auswählen. Bereits während des Studiums entwickelte ich ein spezielles Interesse an Europa, EU-Themen, Sicherheitspolitik und Internationale Beziehungen. Da ich gerne im Team arbeite fand ich die Gruppenarbeiten zur gemeinsamen Vorbereitung von Präsentationen immer spannend. Unter anderem dadurch lernt man, Themen konkret aufzubereiten und dann vor Publikum zu sprechen. Auch gefielen mir die Lehrveranstaltungen von externen Vortragenden aus verschiedensten Feldern, wie Politik, Journalismus und Diplomatie, welche Information mit ihren persönlichen Erfahrungen verknüpften. Spätestens im zweiten Studienabschnitt entwickelte ich eine Präferenz für Sicherheitspolitik in Afrika. Ich konnte mir damals noch gar nicht vorstellen, dass ich später irgendwann genau zu diesem Thema in Afrika beruflich zu tun haben werde.
- Hattest Du/hatten Sie zu Beginn des Studiums bereits eine Idee, wo Du/Sie nachher landen würdest/würden?
Der internationale Bereich war immer mein bevorzugtes späteres Arbeitsfeld, entweder eine internationale Organisation, die Diplomatie oder die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Deshalb war es für mich auch wichtig, während des Studiums zumindest ein Jahr im Ausland zu leben und zu studieren, später habe ich dann auch einige fachbezogene Praktika im Ausland absolviert. Auch legte ich neben dem Powistudium einen Fokus auf Sprachen (im Fächerbündel), vor allem Französisch, da damals für die Aufnahmeprüfung ins BMEIA noch sehr gute Französischkenntnisse eine Voraussetzung waren.
- Und wie bist Du/sind Sie zu der jetzigen Stelle gekommen?
Um für den diplomatischen Dienst Österreichs zu arbeiten, muss man ein gesetzlich vorgeschriebenes und mehrstufiges Aufnahmeverfahren ins BMEIA erfolgreich absolvieren. Für die Laufbahn des Höheren Auswärtigen Dienst, sprich den diplomatischen Dienst, ist die Ablegung des sog. "A-Préalable" notwendig. Mit einem Magister in Politikwissenschaften konnte ich damals direkt antreten zur Prüfung, die Diplomatische Akademie habe ich damals nicht absolviert, diese hilft aber immens im Zuge der Vorbereitung auf das Préalable. Ich habe es gemeinsam mit 14 weiteren Bewerbern geschafft und wurde in den diplomatischen Dienst aufgenommen. Ich kann mir derzeit für mich keinen besseren Beruf vorstellen, vor allem die Kombination Politik und Ausland, das aktive Eintreten für die Interessen Österreichs im Ausland und die Tatsache, dass ich Österreicher im Ausland unterstützen kann.
- Was hat Dir/Ihnen im Nachhinein besonders geholfen, nach dem Studium einen Job zu finden?
Ich hatte vielleicht gegenüber manch anderem Studenten einen Vorteil, dass mir bereits ganz zu Beginn des Politikwissenschaftsstudiums genau klar war, was ich eigentlich später machen möchte. Deshalb konnte ich mein Studium vor allem im zweiten Studienabschnitt dementsprechend danach ausrichten. Ich wählte Vorlesungen und Seminare vorzugsweise aus EU und internationale Beziehungen, besuchte Wirtschafts- und Rechtsvorlesungen an anderen Fakultäten, nahm an vielen außeruniversitären Veranstaltungen und Konferenzen zu politischen und internationalen Themen teil, lernte Sprachen, und absolvierte eine Vielzahl an Praktika im In- und Ausland, vor allem Volontariate an österreichischen Vertretungen, aber auch ein Praktikum im Tiroler Landtag und im Bundesministerium für Landesverteidigung. Ich lernte nicht nur auf die Prüfungen und schrieb Seminararbeiten, sondern bildete mich außerhalb der Universität und erweiterte somit mein Wissen, erweiterte mein Kontaktnetzwerk und sprach mit Leuten, die bereits in diesem Feld tätig waren und mir ihre Erfahrungen mitteilten. Ich war ständig aktiv und habe das Politikstudium und meine Studienzeit maximal ausgeschöpft.
- Was machst Du/machen Sie in Deinem/Ihrem Job?
Als Botschaft vertreten wir die Interessen Österreichs im Ausland, in meinem Fall derzeit unsere Interessen in Mexiko sowie in den weiteren Ländern unseres Zuständigkeitsbereichs in Zentralamerika. Als Erstzugeteilte der Botschaft verfolge ich in Zuarbeit des österreichischen Botschafters in Mexiko die innen- und außenpolitische Situation in diesen Ländern genau und berichte relevante Ereignisse und Entwicklungen nach Wien, analysiere die wirtschaftspolitische Situation und knüpfe sowie pflege laufend die hierfür notwendigen Kontakte zu Mitarbeitern der Regierung und Ministerien, aber auch zu Journalisten, NGOs, und weiteren Einrichtungen. Für Österreich haben auch die Menschenrechte und der Schutz von Journalisten in der Welt Priorität, weshalb ich hier auch aktiv in diesem Bereich bin. Vor allem mit Mexiko haben wir eine sehr intensive kulturelle Kooperation, unsere Aufgabe ist es u.a. diese Beziehungen zu pflegen und auf eine Intensivierung hinzuarbeiten. Auch die Medien- und Pressearbeit, Besuchsorganisation und –betreuung, die Mitarbeit bei der Unterstützung von Österreichern vor Ort, Protokollarisches, all das gehört in meinen Tätigkeitsbereich. Die Kooperation und der regelmäßige Austausch mit den Botschaften anderer EU-Mitgliedstaaten vor Ort ist sehr wichtig, wir treffen uns regelmäßig in verschiedensten Formaten zu EU-Koordinationssitzungen, diskutieren für uns alle prioritäre aktuelle Themen und arbeiten auf eine gemeinsame Linie in wichtigen Fragen hin.
- Inwieweit hat Dir/Ihnen da das Studium geholfen?
Durch das Politikstudium habe ich die notwendigen Kenntnisse und das Verständnis erlangt über politische Systeme, Ideen, politische und wirtschaftliche Dynamiken und Prozesse, und konnte mein Wissen v.a. im zweiten Abschnitt zu internationalen Beziehungen, Außenpolitik sowie – hauptsächlich durch den Besuch von Lehrveranstaltungen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät – Europarecht und Völkerrecht stark erweitern. Durch das Verfassen von Seminararbeiten lernt man, konkrete Themen schriftlich und verständlich aufzubereiten, es schult Ausdruckskompetenz und analytisches Denken. Das hilft mir bis heute beim Verfassen meiner Berichte. Generell erfordert das Studium auch ein höheres Maß an Selbstmanagement und -organisation. Ich legte auch während des Studiums immer einen Fokus auf Sprachen und Praktika/Arbeitseinsätze, vor allem Fremdsprachenkenntnisse sind für meinen Job heute unverzichtbar, ohne Englisch und speziell hier in Lateinamerika Spanisch könnte ich gar nicht operativ sein.
- Woran denkst Du/denken Sie besonders gern zurück?
Die Gruppenarbeiten, Seminare und anschließenden Diskussionen, teils hitzig aber gleichzeitig unglaublich bereichernd.
- Was würdest Du/würden Sie heute anders machen bzw. bereust Du/bereuen Sie im Zusammenhang mit dem Studium etwas besonders?
Wenn ich zurückdenke, würde ich heute alles genauso machen, und würde mich sofort wieder für ein Politikstudium entscheiden. Auch wenn ich damals oft zu hören bekommen habe, dass ein Berufseinstieg nach dem Studium eventuell etwas schwierig sein könnte. Das Politikstudium entsprach genau meinen Vorstellungen und liefert letzten Endes das geeignete "Handwerkszeug" für eine Vielfalt an Berufen. Es kommt auch immer darauf an, was man anschließend damit macht, oft erfordert es auch ein gewisses Maß an Flexibilität, auch Bereitschaft zur Mobilität. Wenn ich mir den beruflichen Werdegang vieler meiner StudienkollegInnen von damals anschaue, dann gibt es eine Vielzahl an sehr interessanten Bereichen, in denen Politikwissenschaftler tätig sein können. Sei es die Forschung, Wirtschaft, die Verwaltung, Politik, oder die Diplomatie, mit einigen bin ich immer noch in Kontakt, und gleichzeitig freut es mich, was diese aus dem Politikstudium herausgeholt haben.
- Zu guter Letzt: Gibt es einen Rat, den Du/Sie aktuellen Studierenden für ihren Einstieg in die Berufswelt mitgeben möchtest/möchten?
Es hilft sicher, wenn man vor Beginn des Studiums bereits weiß, welches Thema einen besonders interessiert und was man danach eventuell beruflich machen möchte. Dann kann man sein Studium schon danach ausrichten. Falls man unsicher ist, Praktika in Organisationen und Institutionen entweder während oder nach Abschluss des Studiums sind hilfreich, um eine bessere berufliche Orientierung zu bekommen und sich eventuell neu auszurichten, wenn man merkt, dass einem ein Bereich doch nicht so interessiert. Teils bieten diese auch einen Weg für einen direkten Berufseinstieg oder eine Stelle in der besagten Organisation nach Abschluss des Praktikums.
Stand: 21. Februar 2019