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Was Algorithmen können und was nicht – Universität Innsbruck
Cass Sunstein am Rednerpult

Gastredner Cass Sunstein spricht vor Hunderten Zuhörer:innen in der Sowi-Aula.

Was Algo­rith­men kön­nen und was nicht

Der US-amerikanische Rechtswissenschaftler Cass Sunstein war vergangene Woche zu Gast an der Uni Innsbruck. Auf Einladung der drei wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten und des Forschungsschwerpunkts Wirtschaft, Politik & Gesellschaft (EPoS) hielt Sunstein die 38. Böhm-Bawerk-Lecture über den Einsatz von Algorithmen in gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Algorithmen sind heute bereits in vielen Lebensbereichen und oft unbemerkt von den Betroffenen im Einsatz. Cass Sunsteins Arbeiten basieren oft auf verhaltensökonomischen Analysen von irrationalem Verhalten. So untersucht er zum Beispiel die Frage, ob Algorithmen dabei helfen können, irrationales menschliches Verhalten zu kompensieren und die Genauigkeit von Prognosen zu verbessern. Dabei zeigt sich, dass Algorithmen in speziellen Fragestellungen durchaus menschlichen Entscheidungen überlegen sein können. Sie unterliegen nicht Vorurteilen und Voreingenommenheit, die beim Menschen oft unbewusst mitentscheiden. In seinem Vortrag in der Sowi-Aula betonte Cass Sunstein aber auch, dass Algorithmen in vielen Fragestellungen die Mittel für genaue Prognosen fehlen. Sie können zum Beispiel soziale Interaktionen nicht vorhersehen, Durchbrüche oder Schocks vorhersagen oder lokales Wissen berücksichtigen. Auch Auswirkungen von Umgebung, Glücksfällen oder Stimmungen können Algorithmen nicht vorhersehen.

Hunderte Studierende und Angehörige der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen waren in die Aula gekommen, um den Vortrag des erfolgreichen Gastredners mitzuerleben. Rektorin Veronika Sexl begrüßte Cass Sunstein an der Universität Innsbruck. Hier absolvierte der US-Wissenschafler mit österreichischen Wurzeln ein dichtes Arbeitsprogramm. So referierte er neben der Böhm-Bawerk-Lecture noch zweimal beim Spring Summit des FWF-Spezialforschungsbereichs „Vertrauensgüter, Anreize und Verhalten“ und diskutierte aktuelle Forschungsfragen am Institut für Banken und Finanzen.

Mehrere Personen stehen vor einer Wand

v.l. Dekan Markus Walzl, Dekanin Annette Ostendorf, Cass Sunstein, Rektorin Veronika Sexl, Dekan Franz Eder und Schwerpunkt-Sprecherin Andrea Hemetsberger

Cass Sunstein gilt als einer der produktivsten und als der meistzitierte rechtswissenschaftliche Autor der USA. Zusammen mit Nobelpreisträger Richard Thaler arbeitete er eine Theorie des libertären Paternalismus aus. Für die Steuerung von staatlichen Anreizen etablierten Sunstein und Thaler den Begriff des Nudging, das Anstupsen in die gewünschte Richtung. Unter US-Präsident Obama leitete Cass Sunstein das Office of Information and Regulatory Affairs und ist seither Professor für Rechtswissenschaft an der Harvard University. Unter Präsident Biden fungiert er als Berater für Einwanderungspolitik. Sein Frau Samantha Power war Botschafterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen und leitet heute die US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID.

Publikation zum Vortrag von Cass Sunstein:

Sunstein, Cass R., The Use of Algorithms in Society (December 22, 2022). Abrufbar auf SSRN: https://ssrn.com/abstract=4310137 oder unter http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.4310137

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